Tau Yüan Ming – Die Sage vom Pfirsichblütenquell.      

aus: Chinesisch-Deutsche Tages- und Jahreszeiten, Lieder und Gesänge, Verdeutscht von Richard Wilhelm, Eugen Dietrichs Verlag, Jena, 1922, S. 4 ff. (S. 5 Illustration)

20110203_Pfirsichblüten (from: Russian Academy)

Pfirsichblüten (from: Russian Academy)


Die Sage vom Pfirsichblütenquell.

Zur Zeit Tai Yüan des Hauses Dsin, da lebte
Ein Mann in Wuling, der vom Fischfang sich ernährte.
Einst fuhr flußauf er.
Er vergaß, wie weit er schon gefahren.
Da fand er plötzlich einen Pfirsichblütenhain
Das Ufer viele hundert Schritt umsäumend.
Dazwischen stand kein anderer Baum,
Nur Duftgras, frisch und schön,
In das sich Blütenblätter niederstreuten.
Der Fischer war darüber sehr erstaunt.
Er fuhr noch weiter, um des Haines Ende zu erreichen;
Der Hain ging bis zum Quell des Bachs.
Da stand ein Berg.
Und in den Berg, da ging ein kleiner Gang.
Draus schimmerte es hell hervor.
Er ließ sein Boot zurück und trat hinein.
Anfangs war es sehr eng,
Daß grad ein Einzelner hindurchkam.
Doch als er wenig Schritte vorwärts ging,
Da öffnete sich’s weit und licht.


Das Land war ausgedehnt und eben
Und viele schöne Häuser waren da.
Die Felder waren gut,
Und zwischen schönen Wasserflächen
Standen Maulbeersträucher
Und Bambuspflanzen aller Art.
Viel Pfade kreuzten sich,
Und aus den Dörfern klang
Der Hähne Krähen und der Hunde Bellen:
Und Menschen liefen hin und her und säten aus.
Männer und Frauen trugen Kleider
Ganz wie draußen in der Welt,
Greise im weißen Haar und Kinder mit ihren Zöpfchen:
Alle waren glücklich und zufrieden.


Als sie den Fischer sahen,
Da wunderten sie sich.
Sie fragten ihn, woher er komme. Er erzählte alles.
Da nahmen sie ihn mit sich heim, und setzten Wein ihm vor
Und schlachteten zum Mahle Hühner.
Als man im Dorfe von dem Mann vernahm,
Da kamen alle her und fragten.
Sie selbst erzählten:
Vor alter Zeit, als Tsin Schi Huang
Das Land in Unruh’ stürzte,
Da seien ihre Väter
Mit Weib und Kind und allen Nachbarsleuten
In dieses ferne Tal gekommen,
Seitdem sei niemand wieder je hinausgegangen,
So haben sie sich von der Außenwelt getrennt.
Sie fragten, wer jetzt König sei.
Sie wußten nichts vom Hause Han,
Zu schweigen von den Dynastieen We und Dsin.
Der Mann erzählte ihnen alles, was er wußte.
Und alle hörten ihm verwundert zu.


Nun wollten alle ihn einmal bei sich zu Gaste haben,
Und alle setzten Wein und Speisen zur Bewirtung vor.
So blieb er ein paar Tage da,
Dann nahm er Abschied.
Die Leute in dem Lande sagten noch,
Es sei wohl nicht der Mühe wert,
Den Menschen draußen davon zu erzählen.


Als er herauskam, fand er auch sein Schiff noch vor
Und ruderte den Weg zurück.
Von Ort zu Ort behielt er alles im Gedächtnis.
Als er den Heimatort erreicht,
Ging zum Beamten er, ihm alles zu erzählen.
Der sandte Leute, mit ihm hinzugehen.
Er suchte nach den Zeichen, die er sich gemerkt.
Dabei verwirrten sie sich bald
Und haben jenen Weg nicht wieder aufgefunden.


In Nanyang lebte später Liu Dsï Ki.
Der war ein tüchtiger Mann.
Als er von der Geschichte hörte,
Da machte er sich frischen Mutes auf.
Doch eh er hinkam, ward er krank und starb.
Seither hat niemand nach dem Weg gefragt. –



桃花源記
陶淵明
晉太元中武陵人捕魚為業。緣溪行﹐忘路之遠近。忽逢 桃花林﹐夾岸數百步中無雜樹﹐芳華鮮美落英繽紛。漁 人甚異之。復前行欲窮其林。林盡水源便得一山。山有 小口仿佛若有光。便捨船從口入。初極狹纔通人。復行 數十步豁然開朗。土地平礦屋舍儼然。有良田美池桑竹 之屬。阡陌交通雞犬相聞。其中往來種作。男女衣著悉 如外人。黃髮垂髫並怡然自樂。見漁人乃大驚問所從來。 具答之。便要還家為設酒殺雞作食。村中聞有此人咸來 問訊。自云先世避秦時亂率妻子邑人。來此絕境不復出 焉。遂與外人間隔。問今是何世乃不知有漢無論魏晉。 此人一一為具言所聞皆歎惋。餘人各復延至其家皆出酒 食。停數日辭去。此中人語云不足為外人道也。既出得 其船便扶向路處處誌之。及郡下詣太守說如此。太守即 遣人隨其往。尋向所誌遂迷不復得路。南陽劉子驥高尚 士也。聞之欣然規往未果尋病終。後遂無問津者。




20110203_Tau Yüan Ming - Die Sage vom Pfirsichblütenquell.

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